Ohne Titel

Ich hasse mich.

Ich hasse mein Leben.

Ich hasse alle, die mir jetzt sagen „Also ich war schon schockiert, dass ihr es nochmal so versucht“ „Ich hätte das nicht gemacht“

Ich hasse Theorie.

Ich hasse die Mendel’sche Regel.

Ich hasse das Schicksal.

Ich hasse diese 25%.

Ich hasse die, die mir bewusst nicht zur Schwangerschaft gratuliert haben. Ihr seid schon bisschen scheiße.

Ich hasse die riesige Nadel, die in mein Bauch gerammt wurde und Schwangerschaftsübelkeit.

Ich hasse mich.

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Unerträgliches warten

Ich bin angespannt.
Wieder mal heißt es zu warten. Vor sechs Tagen war ich wieder bei der Chorionzottenbiopsie. Bei meiner Frauenärztin, die mit einer riesigen, dicken Nadel durch den Bauch, in die Gebärmutter und die Plazenta sticht.
Es tut so weh.
Man soll entspannt bleiben, nicht in den Bauch atmen, während der Ultraschallkopf fest auf den Bauch gedrückt und eine Mördernadel in den Bauch gerammt wird. Die Bauchdecke wird betäubt, die Gebärmutter aber nicht. Es ist sehr unangenehm und tut sehr weh. Immerhin ging es diesmal relativ schnell, mit dem ersten Versuch. Letztes Mal musste Sie 6 mal neu einstechen, weil sie nicht durch die Gebärmutter kam. Alle sagten die ganze Zeit zu mir, ich soll entspannt bleiben. Versucht doch mal, den Bauch nicht anzuspannen, während Euch jemand in den Bauch boxt. Das geht nicht!

Ich bin wieder schwanger.

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Schlaflos

Heute ist die zweite Woche vorbei, in der ich zurück bei der Arbeit bin. Ich war 18 Wochen im Mutterschutz. Ich habe mir die Zeit genommen und versucht nur zu tun, was mir gefällt, mich glücklich macht. Ich habe nicht „gefaulenzt“ oder bin in der Wohnung eingegangen. Manche Tage habe ich mit nichts tun verbracht, manche mit weinen, mit schlafen. Ich habe mich mit meinen Neffen beschäftigt. Andere kleine Kinder oder Babys waren schwer zu ertragen. Schwangere Frauen haben mir die Kehle zugeschnürt.

18 Wochen, in denen ich meine Trauer und meinen Verlust erlebt und überlebt habe. Ich hab mich damit auseinander gesetzt, nur damit, nur mit mir und meinen Babys.Weiterlesen »

Letzte Momente

Februar 2018

Ich gehe weiterhin regelmäßig zu meiner Frauenärztin, fast jede Woche. Sie vermisst Robin jedes Mal ganz genau. Der Kopf beginnt in der 16. SSW unverhältnismäßig größer zu werden. In der 17. Woche war der Kopf einundhalb Wochen weiter. Die Oberschenkel waren zwei Wochen zurück. Der Rest sah eigentlich normal aus. Sie sagte, wenn wir die Diagnose nicht schon hätten, würde sie jetzt im Ultraschall sehen, dass etwas nicht stimmt und mich zur Feindiagnostik schicken. Man sieht schon deutlich die hervorstehende Stirn. Bei Achondroplasie wird sie als Balkonstirn bezeichnet, wobei ich meine, dass meine Stirn jetzt nicht so außergewöhnlich aussieht. Wir erkannten den „eingedrückten“ Nasenrücken, der auch typisch für unseren Kleinwuchs ist, die sogenannte Sattelnase.Ich war in der 19. SSW als meine Frauenärztin meinte, dass die doppelte Dosis Kleinwuchs nun doch sehr deutlich zum Vorschein kommen würde. Der Kopf war schon drei, fast 4 Wochen weiter. Also in zwei Wochen hatte sich der Unterschied verdoppelt. Die Oberarme und vorallem die Oberschenkel waren eigentlich seit der 16. SSW nicht weiter gewachsen. Bei den Oberschenkel schwankte diese Messung irgendwie immer sehr. Manchmal sah es fast normal aus, manchmal deutlich verkürzt. Weiterlesen »

Schwangerschaft mit Robin (2)

Februar 2018

Nach dem Ergebnis der Untersuchung war ich erstmal ein paar Tage zuhause geblieben. Einfach nur zuhause auf der Couch und Fern schauen.
Ich hab nichts anderes gemacht.
Ich war nicht in der Lage irgendwas anderes zu tun.
Micha hat mich mit Essen versorgt. Ich hatte keinen Hunger. Ich hatte keine Lust zu irgendwas. Ich vegetierte 3 Tage nur vor mich hin. Sonntag musste ich mich dann aufraffen. Micha und ich waren auf eine kleine Geburtstagsrunde von meiner Cousine eingeladen. Jeder hätte verstanden, wenn wir abgesagt hätten, aber es war gut, aus dem Haus zu kommen und so gab es auch einen Grund sich mal wieder frisch zu machen. Das war nötig. Ich wollte eigentlich auch raus gehen und nicht so auf der Couch verkommen.

Ich wollte doch die Schwangerschaft so lange ich konnte genießen! Robin in meinem Bauch ein gutes Gefühl geben. Ihn wissen lassen, dass er willkommen ist und schon jetzt so sehr geliebt wird. Ich wollte nicht, dass er merkt, dass ich deprimiert oder traurig bin. Also gingen wir los. Wir werden den Rest der Schwangerschaft genießen!!
Ohne zu wissen, wie lang sie gehen wird.

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Schwangerschaft mit Robin (1)

Nach der Entbindung von Luis wollte ich schnell wieder schwanger werden. Wir hatten viel darüber nachgedacht und Nächte lang darüber gesprochen, wir wollten es noch einmal auf dem natürlichen Wege versuchen.

In unseren Flitterwochen, als ich mit Luis schwanger war, wollte ich Micha zeigen, wie viel 25% eigentlich sind. Er war sich so sicher, dass alles gut werden würde. Ich bereitete vier Zettel vor, auf einem war ein X. Er sollte einen ziehen und natürlich zog er zufälliger Weise genau diesen, mit dem X. Genau die 25% wie sie bei uns auch passieren könnten. Ich sagte ihm „Genau so ist es! Bestimmt haben wir das „Glück“ auch die 25% zu bekommen! Ich weiß, dass es so kommen wird.“ Um mich aufzumuntern machte er dieses Spiel noch drei mal und jedes weitere mal zog er nicht das X, er sagte mir, dass alles Gut werden würde, es war einfach Zufall, dass er beim ersten Mal das X gezogen hat. Das war es natürlich auch, aber genau so, war es Zufall, dass wir bei der ersten Schwangerschaft „das X“ gezogen haben. Wir dachten, vielleicht ist das ein Zeichen gewesen, die erste Schwangerschaft sollte nicht gut enden, aber alle weiteren werden es. Das hatte ich mir gewünscht, mich an so einem doofen Glücksspiel festgehalten. Jetzt werden die 75% kommen….Weiterlesen »

Abschied

Am fünften Sonntag nach Robins Geburt konnten wir endlich seine Trauerfeier machen. Mit den Behördengängen, da erst seine Geburtsurkunde erstellt werden musste und danach dann noch die Sterbeurkunde, hat das länger gedauert als bei Luis. Dann kam er zum Krematorium und wir haben gewartet, bis wir seine Urne bekamen.
Sie sollte an einem Donnerstag kommen. Aus der Schweiz, in einem Päckchen.
Wir haben einen Bestattungsort in der Schweiz erworben. An dem Donnerstag wollten wir ins Allgäu fahren, die ganze Familie gemeinsam. So waren wir alle abfahrbereit und saßen im Wohnzimmer, auf die Post wartend.
Auf Robins Urne wartend. Dann kam sie. Ein komisches, unangenehmes Gefühl, ein Paket auf zu machen, wo man weiß, dass die Urne des Kindes darin ist. Irgendwie hatte ich mich aber auch gefreut, dass sie endlich da ist. Ich weiss wo sie ist und irgendwie ja auch Robin. Und dann hielt ich sie in meiner Hand. Schwerer als ich dachte.
Vom Gewicht und vom Gefühl.Weiterlesen »

Mein kleiner Robin

Vor 17 Tagen bist du auf die Welt gekommen. Nur zwei Stunden später bist du schon wieder gegangen. Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich dich vermisse. Du warst so klein, aber schon so perfekt. Ich habe diese zwei Stunden in denen ich dich in meinen Armen halten konnte so genossen. Die wohl schönsten und gleichzeitig schwersten zwei Stunden meines Lebens. Wir dachten nicht, dass dein winziges Herzchen noch schlagen könnte. Zum Glück hat es das getan. Es war so schön, dass du deine Tanten und deinen Opa auch noch kennen lernen konntest. Sie waren mit Mama und Papa und deiner Oma bei dir und haben dich auf deinem kurzen Weg hier bei uns begleitet.

Ich hielt dich in meinen Händen und konnte dir alles sagen, was mir auf dem Herz lag, ein paar Lebensweisheiten die ich bisher gesammelt habe, all meine Wünsche und Hoffnungen für dich und ein paar Worte noch für deinen Bruder, mit dem ich so nicht sprechen konnte.

Das zu schreiben fällt mir so schwer. Das alles ist so schwer, mein Baby. 17 Tage ohne dich, Robin, ohne dich so aktiv in meinem Bauch und bei mir zu spüren, ohne deinen Herzschlag. Weiterlesen »