Trauma

Es scheint die Sonne, das Wetter ist schön. Ich packe Baby und mich gut ein und wir gehen raus spazieren. Kurz bevor wir wieder daheim sind, schläft der Kleine ein. Ich setz mich mit ihm auf die Terrasse und lass ihn noch an der frischen Luft schlafen.

Ein und halb Stunden später wacht er auf, ich nehme ich raus und kuschel mit ihm, während er richtig wach wird.

Seine süßen Bäckchen und die Stupsnase sind ganz kalt. Ich streichel mit meinen Lippen über seine kalte Wange und Küsse ihn. Plötzlich muss ich an meine drei Babys denken, die nicht mehr da sind. Die kalte Haut, der Geruch seiner kalter Babyhaut erinnert mich an meine drei Jungs. Und es macht mir Angst.

Ich liebe es Baby beim Schlafen zu beobachten, ich könnte ihn Stunden lang anschauen. Beim einschlafen aber, hoffe ich immer, dass er schnell schläft. Der Moment des einschlafen löst Panik in mir aus. Ich kann mir nicht anschauen, wie seine Augen immer wieder zu fallen und dann irgendwann trotz großem Widerstand zu gehen. Seine Brüder hatten die Augen nie offen, sind aber eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.

Bevor Baby da war, wusste ich gar nicht, wie traumatisiert ich von meinen drei Sternenkindern bin. Ich dachte immer, ich komme gut klar. Seit Baby aber da ist, ist es doch schwerer mit den Verlusten umzugehen, als ich dachte. Ich dachte mit einem „gesunden“ Baby ist alles gut und „vergessen“.

Während mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft, wenn ich die kalte Haut rieche, ist es komischerweise gleichzeitig auch super schön, den verloren geglaubten Geruch meiner drei Jungs riechen zu können.

Wehen

Part I

Es ist zwei Uhr nachts und wie so oft in der Schwangerschaft stehe ich auf, um pinkeln zu gehen. Bis dahin hatte ich richtig gut geschlafen, was eher ungewöhnlich war, in dieser Schwangerschaft. Als ich zurück ins Schlafzimmer komme, schaut Micha mich plötzlich an und meinte „Eine schreckliche Nacht heute, oder?“ Eigentlich überhaupt nicht, aber vielleicht war das eine Vorahnung von Micha. Eine Stunde später wache ich von Wehen auf. Ich konnte trotzdem noch gut bis 6 Uhr weiterschlafen, danach war ich einfach wach. Ich „hüpfte“ eine Weile auf meinem Gymnastikball herum und rief vormittags meine Mama an, um ihr mitzuteilen, dass es wohl wirklich los geht.

Zu dem Zeitpunkt war ich total entspannt und hab alles auf mich zu kommen lassen. Ich war total bereit mein Baby kennen zu lernen. Am Nachmittag sind Mama und ich in die Klinik gefahren, in der ich mich vorgestellt hatte, wo wir eine normale Entbindung angehen wollten. Da kamen die Wehen schon im 5-6min Takt.

In der Klinik angekommen wurde erstmal ein CTG geschrieben und ich musste dafür hinliegen. Die Wehen begannen abends zu stagnieren und hatten leider wenig Auswirkung auf den Muttermund. Das Problem war, Baby hatte seinen Kopf immer wieder aus dem Becken gezogen, trotz der Wehen.

Dieser Moment hat mich plötzlich sehr an die anderen drei Entbindungen erinnert. Viele Wehen, die nichts bewirkten, stunden- und tagelange. Die Wehen an sich. Die Geburt stand bevor und ich bekam Angst. Verlustängste. Mir kamen die Erinnerungen, wie ich meine anderen Babys im Krankenhaus zurück lassen musste. Was, wenn was schief geht? Muss ich dieses Baby auch zurück lassen? Wird mir nochmal das Herz rausgerissen und ich alleine gelassen? Ich liebte es mein Baby im Bauch zu haben, immer so nah es geht bei mir. Geschützt und quicklebendig, von mir versorgt. Ich hatte Angst, mir kamen die Tränen und ich konnte mich schwer darauf einlassen und realisieren, dass mein Baby bei mir bleiben wird, auch wenn er geboren ist.

Die Nacht wurde ruhig und wir haben geschlafen.

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Ein neuer Tag

2019 endet. 2020 beginnt.

Ein Tag endet. Ein neuer Tag beginnt.

In Jahren denke ich, 2017, 2018 und 2019 waren scheisse. Hart. Schwer. Was wird nur aus 2020. Dieses Jahr dachte ich, ok, dann halt Nächstes. Jetzt ist nächstes Jahr. Die Erfüllung des Kinderwunsches noch nicht in Sicht. Wird es noch ein 2020 Baby? Keine Ahnung. Wir müssen warten. 2019 sagten wir, ach 2020 wird dann ein schönes Geburtsjahr, ist eine schöne Zahl. Man sucht irgendwas Positives. Weiterlesen »