Erste Schwangerschaft

April bis Juli 2017

Noch 21 Tage bis zu unserem großen Tag. Ich fühl mich seit einigen Tagen anders. Ich denke, ich weiß es schon. Micha sagt, komm‘ wir schauen jetzt einfach mal… Irgendwie hatte ich auch Angst, dass ich mir etwas einbilde. Geplant, war eigentlich erst nach der Hochzeit.

Ich pinkle auf den Test und wir dachten, jetzt müsste man ewig warten, aber wie der Urin den Test hochsteigt, kommt direkt der rote Strich. Micha und ich schauen uns sprachlos an, bekommen beide nur komische Laute und Silben heraus. Hä?! Ähmmm… ja?! Uns steigt beiden ein fettes grinsen ins Gesicht, fassen können wir unser Glück noch nicht, sitzen uns auf dem Bett gegenüber. Wir küssen und umarmen uns wieder und wieder. Unglaublich!

Wir freuen uns so sehr, ich bin wirklich schwanger! Es war direkt der erste Zyklus, wir dachten es würde sicher viele Zyklen dauern.

Am selben Tag noch musste ich es unbedingt meiner Mama sagen. Wir waren sowieso verabredet, ich sagte, sie soll doch kurz herein, ins Wohnzimmer kommen. Sie saß mit verschlossenen Augen auf der Couch und versuchte zu erraten, dass sie meinen Schwangerschaftstest in der Hand hielt. Als sie die Augen öffnete und realisierte, schrie sie vor Freude kurz auf und sprang mir um den Hals. Mein Papa und meine kleine Schwester hatte Tränen in den Augen, die ganze Familie hat sich so sehr mit uns gefreut.

Wir haben die Schwangerschaft nur meinen Eltern und Geschwistern und wenigen engsten Freunden mitgeteilt. Schon bevor ich schwanger war, wussten wir, dass ich sobald wie möglich die genetische Untersuchung machen lassen würde, um zu wissen, ob unser Baby gesund ist. Gesund war für uns alles, ausser den nicht lebensfähigen 25%.

Die ersten Wochen der Schwangerschaft gingen um, ich versuchte, mich auf das Schlimmste einzustellen, meine Freude bis nach dem Ergebnis zurück zuhalten. Ich war von Hochzeitsvorbereitungen abgelenkt, doch durch dauernde Schwangerschaftsübelkeit hatte ich mein Baby die ganze Zeit in Gedanken. Ich hab die Schwangerschaft auch mit allen Nebenwirkungen genossen. Nach der Hochzeit und den Flitterwochen stand dann der Untersuchungstag an. Eine ziemlich unangenehme Untersuchung, wir entschieden uns für eine sogenannte Chorionzottenbiopsie, sie soll für das Baby und die Schwangerschaft nicht so gefährdend sein und man kann sie schon früher als eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen.

Nun beginnt das Warten, zwei Wochen circa soll das Ergebnis dauern.

Ganz glücklich eine Hebamme gefunden zu haben, vereinbarten wir ein Kennenlernen am Freitag, drei Tage vor Ende der zwei Wochen. Als ich nachmittags, kurz vor dem Termin heim kam, war ein Anruf in Abwesenheit auf unserem Haustelefon, von einem Handy. Die Nummer kannte ich nicht, ich hatte ein komisches Gefühl. Wenig später kamen meine Mama, ich wollte dass sie bei dem Termin dabei ist, da Micha keine Zeit hatte und dann auch die Hebamme. Ich erzählte ihr vom Risiko das bestand und wie die Schwangerschaft bisher verlief. Ich war zu dem Zeitpunkt in der 15 Schwangerschaftswoche plus drei Tage und hatte immer noch mit starker Übelkeit zu kämpfen. Die Hebamme meinte dann, das sei gut, umso besser und sicherer wäre dann die Schwangerschaft.

Dann kam ein Anruf. Meine Ärztin war am Telefon, sie fragte erstmal ob ich alleine wäre oder wer bei mir ist.
Ich konnte nicht mehr atmen.
Ich konnte kaum sprechen. Ich antwortete ihr irgendwie. Dann fielen die Worte „homozygote Achondroplasie“, „es tut mir so Leid“.
Es brach aus mir heraus, ich konnte das Telefon nicht mehr halten. Mir wurde heiß und übel. Ich rannte ins Bad und meine Mama und die Hebamme waren noch am Telefon. In dem Moment kam Micha heim. Er sah mich heulend über dem Waschbecken und brach auch zusammen. Er hat niemals damit gerechnet, dass es so kommen würde. Niemand dachte das. Ich dachte ich hätte versucht mich auf diesen Moment vorzubereiten, doch das ging gar nicht. Mein Leben brach über mir zusammen.
Das war bis dahin der schlimmste Moment in meinem Leben.

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